Kritik zu "Der Widerspenstigen Zähmung"

 

Kritik zu "Der Widerspenstigen Zähmung"aus: Potsdamer Neueste Nachrichten, 5.6.1999Ohne Scheu vor ShakespeareGelungene Theaterpremiere der Weinberg - Gymnasiasten Kleinmachnow. Premierenfieber ist in Kleinmachnow inzwischen ein regelmäßig wiederkehrendes Wort.

 

Seit neun Jahren kribbelt es bei den Mitgliedern der Theatergruppe des Weinberg - Gymnasiums, wenn die seit Monaten geprobten Stücke uraufgeführt werden. So regelmäßig das Lampenfieber steigt, so regelmäßig ausverkauft waren die Aufführungen in den vergangenen Jahren. So auch zur gestrigen Premiere: "Der Widerspenstigen Zähmung" lockten über 350 Zuschauer in die Kleinmachnower Kammerspiele, die eine temperamentvolle Version des Shakespeare - Klassikers erlebten. Keine jugendliche Scheu vorm großen Shakespeare: Selbstbewußt, mit spritzigem Humor und mit durchaus überzeugend gespielter Theatralik bescherten die Gymnasiasten ihrem Publikum einen unterhaltsamen Abend.

 

Zum Stück:
Ein Vater und seine beiden Töchter. Die eine aufgeschlossen und mit vielen Verehrern. Die andere widerspenstig. Der Vater wird die Jüngere erst vermählen, wenn die Ältere von einem Heiratswillen gezähmt ist. Die Suche nach einem passenden Mann durch die vielen Verehrer der jüngeren Tochter läßt den 36 Gymnasiasten ausreichend Platz in 20 verschieden Rollen ihr schauspielerisches Talent zu entfalten.Während der gesamten Handlung wird dem Publikum der Einblick hinter die Kulissen gewährt: Auf- und Abbau des Bühnenbildes, Kostümwechsel, selbst die Souffleuse sind Teil der Szenerie.

 
DIE "YOUNG BRASS COMPANY" ÜBERNAHM DIE MUSIKALISCHE BEGLEITUNG DES STÜCKS

Der kreative Kopf der Kleinmachnower Theaterwelt ist Kathrin Heilmann. Die Deutsch- und Geschichtslehrerin leitet die Schauspielgruppe seit neun Jahren. Für die jetzige Aufführung hat sie die Shakespeare - Vorgabe zunächst aus dem Englischen übersetzt, bearbeitet und dann die Rahmenhandlung erfunden. "Das letzte Ausfeilen ergibt sich bei der Arbeit mit den Schülern", sagt die Regisseurin. An dem neuen Stück arbeitete die Lehrerin mit den 36 Schülern der Theatergruppe seit Beginn des Schuljahres im vergangenen September. In dieser Zeit haben die 14- bis 21jährigen nicht nur Texte gelernt, sondern selbst Kostüme entworfen und handgefertigt. In Eigenregie gestalteten sie das Bühnenbild, sie zeichnen verantwortlich fürs Maskenbild und die Requisiten. Martin Kliem, Robert Lehmann und Patric Adam von der Young - Brass -Company, einer 17köpfigen Band Kleinmachnower, Stahnsdorfer und Teltower Jugendlicher, haben die Musik arrangiert und Texte geschrieben. Eine Mini-Besetzung hat die musikalische Begleitung der Bühnenszenerie übernommen.

 

In den vergangenen Jahren war der Saal der Kammerspiele zu dem "Theater - Festspiel" der Weinberg - Gymnasiasten "absolut überfüllt", schwärmt Kathrin Heilmann. Vielleicht ist dieser Erfolg auch ein Grund, weshalb einige der Nachwuchsschauspieler, die schon seit einigen Jahren nicht mehr die Schulbank drücken, der Theatergruppe treu geblieben sind. Wer "Der Widerspenstigen Zähmung" erleben möchte, kann dies vom kommenden Montag bis Mittwoch sowie am Freitag, dem 11. Juni, um 19 Uhr in den Kammerspielen tun.

Peter Könnicke

 

Weitere Kritik zum Stück von Barbara Feansen

Kritik zu "Der Widerspenstigen Zähmung"


aus: Märkische Allgemeine Zeitung , 7.6.1999Ein widerspenstiges Stück mit Bravour gezähmtStanding ovations für das Theaterensemble des Weinbergymnasiums für Shakespeare - Interpretation Kleinmachnow. Davon können Profi - Bühnen nur träumen: fast ein halbe Stunde stehenden Beifalls nach der Premiere, ausverkaufte Vorstellungen, ein von Temperament und Spiel - Lust der Darsteller angestecktes Publikum. Und das bei Shakespeare. Der Theatergruppe des Weinberg - Gymnasiums ist mit der diesjährigen Einstudierung "Der Widerspenstigen Zähmung" ein äußerst vergnüglicher Theaterabend zu danken.

 

Ein Jahr lang wurde das widerspenstige Stück gezähmt. Zunächst wollten die Schüler nicht ran, langweilige Längen und lange Unverständlichkeiten, meinten sie. Mit der ersten Probe aber hatte ihre Deutschlehrerin Kathrin Heilmann ihre Schauspieler für Shakespeare gewonnen.

 

Ihre eigene Bearbeitung legte zwar die Übersetzung von Schlegel - Tieck zugrunde. Zeit und Ort des Geschehens bleiben bewahrt, Charme und Wortwitz der Originalfassung erhalten. Shakespeare wurde als Rohmaterial respektiert, das Abwandlungen zuläßt und braucht, ganz im Sinne des Dichters. Auch wenn in der Schüler - Aufführung belanglose Nebenrollen weggelassen, Dialog - Überlängen gekürzt, die Rahmenhandlung reizvoll variiert, das Ganze mit bezaubernden Musical - Tänzen und witzigen Liedern angereichert wurde, blieb mehr von Shakespeare erhalten als in mancher gewaltsam gegen den Strich gebürsteten Inszenierung großer Theater.

 

Kathrin Heilmann stand in diesem Jahr vor einer besonders schwierigen Aufgabe: Angesichts des großen Zulaufs zur Theatergruppe mußte sie ein Stück finden mit großer Personage, andererseits standen ihr geübte Darsteller nicht mehr zur Verfügung, die unterdessen ihr Abitur gemacht und weggezogen waren. Und schließlich werden im Unterricht die Anforderungen für das Abi nicht geringer. Wer in der Theatergruppe mitspielt, opfert Freizeit und muß sich anstrengen; wer seinen Text nicht lernt, fliegt raus. "Null - Bock - Typen" sind nicht gefragt. Dass Theaterspiel dieser Qualität einen hohen erzieherischen Wert besitzt, sei nur am Rande vermerkt: Gedächtnis, Disziplin, Ausdauer, Phantasie, Anpassungsvermögen werden entwickelt, bewußte Bewegungen geschult. So hart die Anforderungen sind, die die zierliche Pädagogin an ihr Ensemble stellt, so ist im Ergebnis die Begeisterungsfähigkeit der Schüler zu bestaunen. Sie haben, allen voran Martin Kliem am Piano und die Mitglieder der "Young - Brass - Company", die Liedtexte und Tänze mit entworfen, sind sie doch alle durch die Kreismusikschule "Engelbert Humperdinck" geschult. Sie haben sich - wie Patric Adam als Petrucchio, Stephanie Wolf als Katharina, Jana Grulich als moderierende Inspizientin und viele andere - so sicher und natürlich auf der Bühne bewegt, als sei dies ihr gewohnter Lebensraum. Deutlich verbessert, aber immer noch überholungsbedürftig die Sprachtechnik und Stimmbildung der Gruppe. Viele uneigennützige Helfer wirkten hinter der Bühne, so Dieter Adam ( Entwurf des Bühnenbildes, das unter Leitung von H.-J. Brauer von Schülern der 11. Klasse gefertigt wurde ); Axel Wagner, der mit seinem Haar - Studio die Frisuren schuf; Christiane Heilmann ( Medizin - Studentin ), der die Kostümentwürfe zu danken sind; den fünf Frauen die mit ihr schneiderten. Alle müßte genannt werden, die Anteil haben an dem überwältigenden Erfolg.
Am heutigen Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag dieser Woche wird es noch einmal im Kulturhaus Kammerspiele aufgeführt. Wer Glück hat, erwischt noch Restkarten.

Barbara Faensen

Weitere Kritik von Anne

Kritik zu "Der Widerspenstigen Zähmung") aus: Schülerzeitung - "Spiegelei"

Juni 1999Der Widerspenstigen Zähmung"Die ganze Welt ist Bühne, und alle Frauen und Männer bloße Spieler. Sie treten auf und gehen wieder ab, sein Leben lang spielt einer manche Rollen, durch sieben Akte hin." Diese weisen Worte Shakespeares stehen nicht nur auf der Rückseite der Eintrittskarte, sondern beschreiben auch die Situation unserer Schauspieler als Schauspieler. Mit dem Stück "Der Widerspenstigen Zähmung" hatten Frau Heilmann und die Theatergruppe wieder großen Erfolg, eine Woche lang im Rampenlicht stehen, unter der Theaterschminke die pulsierende Hitze der Aufregung und des Saals ertragen. Wie jedes Jahr wurde auch in diesem eine Komödie gespielt, die das Leben eines Vaters und seiner zwei unterschiedlichen Töchter beschreibt. Die eine hübsch, aufgeschlossen und mit vielen Verehrern, die erst verheiratet werden soll, wenn die ältere Zänkische vermählt worden ist.

 

Die Rollenbesetzung war sehr überzeugend und es war eine gelungene Abwechslung zum Vorjahr vorhanden, da vor allem viel Nachwuchstalente einbezogen wurden und die ehemaligen Schauspieler etwas zurückgesteckt haben.
Vorwiegend wirkten die Schauspieler in den Rollen der Widerspenstigen, der Hübschen, der Amme, der Verehrer, aber auch all die anderen. Besonders hervorstechend war Petrucchio, der auch den größten Gesprächsteil überwältigen musste und mit seinem maskenbildnerischen Aussehen, Auftreten beeindruckte und faszinierte. Aber nicht nur die Schauspieler, sondern auch die Musiker der "Young - Brass - Company" boten ergreifende Einlagen, die zur Unterhaltung beitrugen. Der ganze Streß der letzten Monate hatte sich also wieder gelohnt und am Premieren - Abend wie an all den anderen Abenden sind viele zufriedene und freudig gestimmte Gesichter nach Hause gegangen. Dennoch muß bemerkt werden, dass ein deutliches Überangebot an Schauspielern vorhanden ist und es recht schwierig ist, alle geschickt einzubinden, was in diesem Jahr aber gut geklappt hatte, siehe die Damen und die Schnapsdrossel. Etwas gezwungen jedoch war die Aktion mit dem Hauptgewinner, der dann eine Rolle in dem Stück abbekam und mitspielen durfte. Wer das abgekartete Spiel also nicht beim ersten Mal schon mitbekommen hatte, dürfte dann beim zweiten oder gar dritten Besuch des Stückes sehr enttäuscht worden sein und das als Ersatz für die fehlende Attraktion zu sehen ist sehr fragwürdig. Das Stück hätte doch auch alleine mit dem Fahrrad, dem Gummi - Enten - Schwimmreif und vor allem der widerspenstigen Käthe überzeugt, die hoffentlich die ganzen Proben und Aufführungen ohne schwere bleibende blaue Flecken überstanden hat. Alles in allem war die Aufführung "Der Widerspenstigen Zähmung" sehr erfolgreich und für alle Zuschauer ein Augenschmaus und die Schauspieler, Regisseurin und Bühnenhelfer wurden bei allen Auftritten mir reichlich Beifall belohnt.

Anne