Kritik zu "Das Wirtshaus im Spessart"
aus Märkische Allgemeine Zeitung , Montag 22. Juni 1998Hauffs Räuber fechten in den Kammerspielen so manchen Strauß ausKleinmachnower Gymnasiasten führten "Das Wirtshaus im Spessart" auf / Premieren-Zuschauer waren begeistert
Kleinmachnow. Ein Jahr lang haben die 35 Schülerinnen und Schüler "Das Wirtshaus im Spessart" einstudiert mit großer Ausdauer, vielen eigenen Ideen, Spielfreude, Talenten. Um es vorwegzunehmen: In diesem Jahr ist der Theatergruppe des Weinberg-Gymnasiums der ganz große Wurf gelungen!
KINOSAAL WAR PRALL GEFÜLLT
Die Premiere im rappelvollbesetzten Kinosaal läßt sich nur als Bombenerfolg bezeichnen. Dies ist die achte Inszenierung der Deutschlehrerin Kathrin Heilmann und die bisher erfolgreichste - nun nicht nur von Theaterbegeisterung, sondern auch von Theatererfahrung getragen."Eine wilde Komödie mit etwas Musik" von Bernd Kolarik "frei nach Wilhelm Hauff" bezeichnet das Programmheft diese amüsante Collage von allerlei Hauff. Es hätte, ginge man vom Textbuch aus, Klamauk und Klamotte daraus werden können. Mit bewunderungswürdiger Stilsicherheit wurde gerade das vermieden, wurde auch möglicher Kitsch heiter unterspielt. In dieser Einstudierung stimmt einfach alles. Angefangen bei den Bühnenbildern, die wie in jedem Jahr die Schüler des Kunstkurses der 11. Klasse entwarfen und anfertigten, bis hin zu Musik, die Szenenwechsel und dramatische Höhepunkte mit Witz und Schwung markierte.Die Liedtexte zu bekannten Melodien und die Arrangements hatten die Schüler selbst geschrieben, und die Mitwirkenden Räuber, Handwerksburschen, Dienerinnen gingen am Piano, mit Trompete, Klarinette und Saxophon so flott und souverän um, als sei dies wirklich nur Spielerei. Die Fechtszenen, die jedem Mantel-und Degen-Film ebenbürtig waren, stimmten gleich am Anfang darauf ein, dass man es hier nicht mit Halbheiten und bemühtem Dilettantismus zu tun hat, sondern mit Charme und Eleganz, die der gesamten Einstudierung innewohnen.
HOCH ZU ROSS AUF DIE BÜHNE
Als der Räuberhauptmann dann gar auf einem lebendigen (obendrein sehr schönen) Pferd in den Kinosaal geritten kam, schlug die Begeisterung des Publikums erste hohe Wogen. Ähnliche Überraschungseffekte gab es noch mehrere, Szenenbeifall aber auch für geistreiche Dialogstellen, gekonnt ausgespielte Pointen, für all die von den Darstellern ausgehende Spiellust und gute Laune.
Als Regisseurin hat Kathrin Heilmann es verstanden, das Geschehen auf der Bühne äußerst kurzweilig, voller Tempo, dennoch gebündelt und konzentriert zu gestalten, so dass ästhetisch reizvolle Szenen zu genießen waren. Großartige schauspielerische Leistungen - nur stellvertretend für viele seinen Daniela Knuth, Jana Grulich, Stephan Scholz, Patric Adam, Robert Lehmann, Wolf-Dieter Stein, Silke Schwabe, Franziska Schade genannt. Einziger Schönheitsfehler der Aufführung - sprech- und stimmtechnisch sollte künftig ein bißchen nachgebessert werden.
Es gab viele Vorhänge und fast 20 Minuten stehende Beifallsbekundung. Davon kann manches renommierte Theater heute nur noch träumen.
Barbara Faensen
Weitere Kritik zum Stück von Katja + Anne
Kritik zu "Das Wirtshaus im Spessart"
aus: Schülerzeitung "Spiegelei" - Juli 1998Theatergruppe des Weinberggymnasiums präsentierte "Das Wirtshaus im Spessart"
Disziplin, harte Disziplin und noch härtere Disziplin, zwischendrin ein wenig Amusement, das ganze Schuljahr lang, vermisch mit Schweiß und Theaterschminke - und wieder einmal wurde ein erfolgreiches Theaterstück auf die Beine gestellt.
Zur Premiere am 16.6.1998 konnten die "Weinberger" Schauspieler auf ein neues ihre Talente demonstrieren. Die Inhaltsangabe des Stückes können wir uns an dieser Stelle wohl sparen, denn mit vier ausverkauften Vorstellungen wurde der Rekord vom letzten Jahr noch einmal getoppt. Damit können wir davon ausgehen, dass fast alle Spiegelei - Leser das Stück besucht haben.
Es scheint überhaupt so, als ob sich die Theatergruppe nur noch in Superlativen bewegen will. Die Kulissen werden von Jahr zu Jahr besser, die musikalischen Einlagen waren mit den gelungenen Texten perfekt auf das Stück zugeschnitten! Auch die Rollen waren sehr gut belegt, Frau von Stöckli und alle anderen kamen überzeugend rüber, an den schauspielerischen Leistungen kann wirklich nicht herumgekritelt werden.
Allerdings ist uns aufgefallen, dass ein nicht unwesentlicher Teil der gymnasialen Theatergruppe gar nicht mehr auf unser Gymnasium geht! In der Theater-AG des Weinbergs sollten fairer Weise auch die Schüler des Weinbergs beschäftigt werden, denn wir nehmen an, dass so der Einstieg für Newcomer um einiges erleichtert werden würde, wenn die großen Rollen nicht von den fertig Geschulten übernommen werden würden. Ausserdem wäre damit eine abwechslungsreichere Rollenbelegung gewährleistet, Statisten würden nicht immer Statisten bleiben, und unter den Hauptrollen könnten die Charakterbelegungen jährlich mannigfaltiger verteilt werden. Es ist nämlich auffallend, dass sich die Darsteller ständig in einer bestimmten Rollenverkörperung wiederfinden. Das kann aber auch daran liegen, dass sich die Stücke sehr ähnlich sind (zumindest zu Vorjahr) - Verwechslungskomödie mit Friede - Freude - Eierkuchen - Ende.
Jedoch bot unsere diesjährige Aufführung auch fantastische neu erfundene Augenschmause, wie das echte Pferd natürlich, sehr effektvollen Standbilder und die aufregenden Degenkämpfe. Um die angesprochenen Kritikpunkte zu umgehen, könnte zur Abwechslung mal ein weniger komödiantes Thema aufgegriffen werden. Natürlich verstehen wir aufkommende Zweifel der Verantwortlichen, ob ein nachdenkliches Stück das überwiegend aus Schülern bestehende Publikum begeistern würde. Aber: Wer wagt, gewinnt!
Katja + Anne